Fazit zum 9-Euro-Ticket im VRN
Neues Tarifangebot brachte kurzzeitig mehr Fahrgäste – wurde finanziell ausgeglichen – zeigte die Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur
Heute präsentierte der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) sein Fazit zum 9-Euro-Ticket im Verbundgebiet, das in den Monaten Juni, Juli und August 2022 bundesweit gültig war. Insgesamt wurden im Verbundraum von Mai bis August rund 1,6 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Zudem haben rund 250 Tausend VRN-Abonnenten automatisch von der Preisabsenkung ihres Abonnements und der bundesweiten Gültigkeit profitiert. Es entstanden rund 50 Mio. Euro Einnahmeverluste, die vom Bund auszugleichen sind.
Im VRN wurden die Erwartungen in finanzieller und verkehrlicher Sicht nur zum Teil erfüllt, ein nachhaltiger positiver Effekt für den ÖPNV ist schwer zu erkennen.
Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (ZRN) dazu: “Wir haben uns durch die 9-Euro-Ticket-Aktion mehr Neukunden erhofft, um eine gewisse Nachhaltigkeit im ÖPNV zu erreichen. Dies ist jedoch nicht eingetreten. Grundsätzlich ist eine Vereinfachung der Tarife mit günstigeren Tickets sinnvoll. Der Zugang zum ÖPNV war einfach. Das allein reicht aber offensichtlich nicht, den ÖPNV nachhaltig zu stärken.“
Volkhard Malik VRN-Geschäftsführer ergänzt: „Es fuhren kurzzeitig mehr Fahrgäste, insbesondere die S-Bahn war teilweise sogar über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet. Es waren jedoch vor allem Gelegenheitskunden im Freizeitverkehr, die das Ticket genutzt haben. Neukunden, die auch nach dem 9-Euro-Ticket Kunden bleiben, haben wir wohl nur in sehr geringem Umfang gewinnen können. So hat sich leider die Vermutung bewahrheitet, dass das 9-Euro-Ticket ein befristetes Strohfeuer entfacht hat.“
Diese Wertung wird durch eine spezielle Befragung der Fahrgäste untermauert, die von der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) in Auftrag gegeben wurde und im Aktionszeitraum im Kern der Metropolregion, wo die meisten Fahrgäste im VRN unterwegs sind, stattgefunden hat. Die Auswertung ergab, dass rund 15 Prozent ehemalige Kunden das 9-Euro-Ticket gekauft haben, die den ÖPNV aus individuellen Gründen, wie z.B. die Pandemie, nicht mehr genutzt hatten. Der Anteil der Neukunden lag aber unter einem Prozent.
Ernüchternd ist die Antwort auf die Frage, ob sie auch nach Auslaufen des Aktionszeitraums den ÖPNV weiter nutzen wollen. Fünf Prozent der Neukunden bestätigten, den ÖPNV zukünftig häufiger nutzen zu wollen. Dagegen wollen 73 Prozent den ÖPNV gar nicht oder zumindest seltener nutzen. 23 Prozent gaben an, den ÖPNV genauso häufig wie während des Aktionszeitraumes zu nutzen.
Verkehrlich wirkte sich das 9-Euro-Ticket spürbar aus. In der S-Bahn Rhein-Neckar waren im Aktionszeitraum rund 10 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs. Besonders die Verbindungen in die touristischen Regionen waren mit dem 9-Euro-Ticket sehr beliebt, insbesondere an den Feiertagswochenenden. Die Bahn hat für noch mehr Kapazitäten zusätzliche Züge eingesetzt und verstärkte darüber hinaus entlang touristischer Strecken das Personal in Zügen und Bahnhöfen. Daran zeigt sich aber auch, wie wichtig ein weiterer Ausbau der Infrastruktur für eine nachhaltige Gestaltung des ÖPNV in Zukunft ist.
Die Nutzungshäufigkeit bei den Abo-Kunden mit VRN-Jahreskarten wie das Rhein-Neckar-Ticket, Job-Ticket, Karte ab 60 usw., ist während des Aktionszeitraumes nahezu gleichgeblieben. Die VRN-Jahreskarten, die automatisch bundesweit galten, wurden in geringem Umfang nun auch für Fahrten außerhalb des VRN genutzt.
Klima-Ticket als Nachfolgeregelung
Ob ein „Klima-Ticket“ kommen wird, wann und zu welchen Konditionen ist Gegenstand intensiver Bund-Länder-Verhandlungen im Rahmen des von der Bundesregierung geplanten Entlastungspaketes. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat hierzu Modelle gerechnet mit 49 Euro pro Monat im Jahres-Abo und 69 Euro für eine Monatskarte. Dies wäre aus Sicht der Verbundgesellschaft ein vernünftiges Angebot.